DECT: Die digitale Schnurlos-Telefonie
Nicht nur telefonische Kommunikation läuft per DECT, sondern auch Heimnetz-Funktionen
Bild: AVM
Die meisten schnurlosen Festnetztelefone verwenden heute den sogenannten DECT-Standard ("Digital Enhanced Cordless Telecommunication"). Dieser war zunächst in erster Linie darauf ausgelegt, Telefonen einen kabellosen Zugang zum Telefonnetz zu ermöglichen. Doch auch andere Datenübertragungsdienste sind mit DECT möglich. So wird DECT auch für die Heimnetz-Steuerung von Geräten in einem begrenzten Umkreis - etwa einer Wohnung oder einem Büro - eingesetzt (Smart Home).
Für die breitbandige kabellose Internetnutzung zu Hause hat sich jedoch der in dieser Hinsicht überlegene WLAN-Standard durchgesetzt, für den DECT keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung ist. Allerdings wurde DECT durch CAT-iq erweitert. Mit dem Standard können auch Internet-Anwendungen eingebunden werden. In der Praxis wird CAT-iq sowohl für Telefonie- als auch weitere Dienste verwendet, zum Beispiel Internetradio. Schließlich ist noch DECT ULE (ULE: Ultra Low Energy) als besonders energiesparende DECT-Erweiterung zu erwähnen, die in erster Linie für Smart-Home-Lösungen gedacht ist.
Nicht nur telefonische Kommunikation läuft per DECT, sondern auch Heimnetz-Funktionen
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DECT wegen Dauerstrahlung zunächst in der Kritik
Dem Markterfolg der DECT-Telefone zum Trotz haftete ihnen aufgrund ihrer Strahlung zunächst ein negativer Ruf an. In ihrer Ursprungsform waren die Basisstationen von DECT-Telefonen Dauersender. Sie funkten auch dann, wenn nicht telefoniert wurde, und zwar ungeregelt mit voller Leistung.
Über das DECT-Dauerstrahlen hatte sich das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) schon vor vielen Jahren kritisch geäußert.
Die Hersteller haben daher einige Auflagen bekommen, welche die Strahlung der DECT-Telefone verringern sollen. So sollen sich Basisstationen im Standby-Betrieb automatisch abschalten und DECT-Mobilteile mit einer bedarfsgerechten Regelung der Sendeleistung ausgestattet werden. Geräte, bei denen diese Vorgaben umgesetzt wurden, bewerben die Hersteller mit Labels wie Eco-Modus, Eco+, Blue Eco, Full Eco oder Eco Zero. Da diese Bezeichnungen nicht geschützt sind, kann sich dahinter aber alles Mögliche verbergen.
Im Folgenden finden Sie unsere Ratgeber zu den Techniken, mit denen die Hersteller die Strahlung von DECT-Telefonen reduzieren.
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Die Technik von DECT
Technisch betrachtet ist DECT ein Mobilfunksystem, dessen fester Teil (FP = Fixed Part) aus einer oder mehreren Basisstationen (RFP = Radio Fixed Part) besteht. Das passende Gegenüber ist das Mobilteil (PP = Portable Part). An einer Basisstation können mehrere Mobilteile verwendet werden, also z. B. mehrere Schnurlostelefone innerhalb einer Wohnung oder innerhalb eines Büros. DECT-Basisstationen sind heute auch in zahlreiche Router eingebaut, sodass die "Basisstation" eines Mobilteils inzwischen oft nur noch aus einer Akku-Ladeschale ohne DECT-Basis besteht.
Außerdem können auch mehrere Basisstationen zusammengeschaltet werden, sodass eine größere, zusammenhängende Fläche, etwa ein Gebäudekomplex, mit DECT-Funk versorgt werden kann. Die Basisstationen werden dann durch einen FPC (Fixed Part Controller) gesteuert. Bewegt sich ein Teilnehmer mit seinem Mobilteil von der einen Funkzelle in die andere, während eine Telefonverbindung besteht, kann diese von Zelle zu Zelle übergeben werden ("Handover"), ohne dass das Gespräch unterbrochen wird, wie man es auch von der Mobiltelefonie in Mobilfunk-Netzen kennt.
In Europa wurde für DECT der Frequenzbereich 1880-1900 MHz festgelegt. Dieser reservierte Frequenzbereich hat den Vorteil, dass in ihm keine anderen störenden Funkaktivitäten stattfinden. Ein Nachteil ist aber, dass dieser Bereich von den Frequenzbändern abweicht, die in anderen Ländern für DECT genutzt werden, sodass europäische Geräte zum Beispiel in den USA nicht funktionieren. Umgekehrt gilt dies ebenso.
Im besagten Frequenzband um 1,9 GHz werden zehn Trägerfrequenzen im Kanalabstand von 1728 kHz verwendet. Auf diesen zehn Trägerfrequenzen stehen 24 Zeitschlitze für die Datenübertragung zur Verfügung. Jeweils zwölf dieser Zeitschlitze werden für die Downlink-Übertragung von der Basisstation zum Mobilteil und für die Uplink-Verbindung vom Mobilteil zur Basisstation genutzt. Insgesamt stehen somit 120 Kanäle zur Verfügung, die innerhalb einer Funkzelle störungsfrei und parallel betrieben werden können.
Die Bandbreite eines Kanals beträgt dabei 32 kBit/s, insgesamt steht eine theoretische Bandbreite von 522 kBit/s (Kanalbündelung) zur Verfügung. DECT definiert die Nominal Transmit Power (NTP) zu 250 mW (24 dBm). Da die Mobilstation im Allgemeinen nur in einem der 24 möglichen Zeitschlitze sendet, beträgt die gemittelte Sendeleistung etwa 10 mW. Mit dieser Sendeleistung erreichen DECT-Geräte bei der Datenübertragung eine Reichweite von ca. 50 Meter in Gebäuden und 300 Meter im Freien. Die Sendeleistung kann bei Bedarf mittels Richtantennen erhöht werden.
Rückblick: Die ersten DECT-Telefone kamen 1992
Im Jahr 1988 begann das gerade gegründete European Telecommunications Standards Institute (ETSI), einen europäischen Standard für digitale Schnurlos-Telefone und -Telefonanlagen zu definieren. Es gab bereits zwei Anwärter, die mit ihren Techniken den Markt erobern wollten: das britische CT2 und das schwedische CT3. ETSI entschied sich jedoch, einen komplett neuen Standard zu definieren - die Geburtsstunde von DECT, damals noch als Abkürzung für "Digital European Cordless Telephony" verstanden.
Im Juni 1991 gingen die wichtigsten Teile des Standards in die Phase der öffentlichen Kommentierung, und bereits 1992, nachdem durch das ETSI der DECT-Standard ETS 300 175 festgelegt worden war, gab es die ersten DECT-Geräte im Handel. Die Gigaset-Serie, seinerzeit noch von Siemens, wurde bald zum Verkaufsschlager. Einen weiteren Schub bekam DECT 1994 durch die Definition des Generic Access Protocol (GAP), das es ermöglichte, Geräte verschiedener Hersteller miteinander zu kombinieren. Heute müssen alle erhältlichen DECT-Geräte GAP-kompatibel sein.
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